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Studie

Teilhabechancen an sexueller Bildung von Jugendlichen mit kognitiven Einschränkungen in Sachsen

11/2014 - 10/2016
Im November 2014 startete eine Folgestudie zum Projekt "Jugendsexualität und Behinderung" mit der Zielgruppe Jugendliche mit kognitiven Einschränkungen. Ein Ziel des Projekts ist es, Chancen und Hindernisse für sexuelle Bildung und gelebte Sexualität aus Sicht der Betroffenen und ihres sozialen Umfeldes darzustellen.

Projektbeteiligte

Projektleitung

Sabine Wienholz, Soziologin M.A., Sexualpädagogin M.A.
Laura Retznik, Erziehungswissenschaftlerin M.A.

Mitarbeit

Annelen Höltermann

Auftraggeberin/Auftraggeber

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Zielgruppe/Stichprobe

14- bis 25-jährige Jugendliche und junge Erwachsene in Sachsen mit kognitiven Beeinträchtigungen

Gesamtstichprobe: N=180

  • ca. 40 Jugendliche und junge Erwachsene
  • ca. 40 Hauptbezugspersonen (Eltern)
  • ca. 100 pädagogisches Personal

Methodik/Forschungsdesign

Die Rekrutierung erfolgt in erster Linie über die Schulen für Menschen mit kognitiven Einschränkungen (Schulen mit Förderschwerpunkt kognitive und geistige Entwicklung) und über Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM).

Leitfadengestützte Face-to-Face-Interviews durch geschultes und in der Behindertenarbeit erfahrenes Personal; Online-Fragebogen.

Interviewleitfaden mit offenen Fragestellungen, zum Teil basierend auf Lerninhalten der Surveys der BZgA, zusätzliche Einstellungs- und Bewertungsskalen.

Die Befragung der Jugendlichen findet in zwei Teilen statt:

  • Der erste Teil findet im Beisein einer Vertrauensperson (Sozialarbeiter/-in, Vertrauenslehrer/-in) statt, die während des Gespräches unterstützend tätig ist.
  • Der zweite Teil sollte mit der/dem Probandin/en allein erfolgen, vor allem bei dem Teil, der intime und vulnerable Fragen beinhaltet.

Qualitative Inhaltsanalyse in Form von induktiver Kategorienbildung; quantitative Auswertungsverfahren

Lange Zeit blieb die Sexualität von Menschen mit Behinderungen unberücksichtigt oder wurde von Vorurteilen wie gesteigerter Triebhaftigkeit bzw. Asexualität bestimmt. Junge Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen sind am stärksten Vorbehalten und Ängsten ausgesetzt. Da in vielen Institutionen die Auffassung herrscht, mit dem Angebot an sexueller Bildung "schlafende Hunde zu wecken", reduziert sich das Angebot an Sexualpädagogik auf ein Minimum, meist mit der Konzentration auf die Vermeidung unerwünschter Folgen sexuellen Handelns. Im Ergebnis stehen Menschen mit kognitiven Einschränkungen einer wenig aufgeschlossenen Gesellschaft, überforderten Lehrkräften und sorgenvollen Erziehungsberechtigten gegenüber, wenn es um sexuelle Aufklärung geht. Auf wissenschaftlicher Ebene finden sich auch kaum empirisch fundierte Aussagen zur Sexualität von Menschen mit kognitiven Einschränkungen.

Anliegen des Forschungsprojektes ist die Abbildung der Chancen und Hindernisse für sexuelle Bildung und gelebte Sexualität aus Sicht der Betroffenen und ihres sozialen Umfeldes. Mit Hilfe leitfadengestützter Face-to-Face-Interviews sollen insgesamt 80 Jugendliche im Alter von 14 bis 25 Jahren und deren Eltern/Vormundspersonen, ca. 100 Lehrerinnen und Lehrer an Förderschulen sowie Bildungsbeauftragte in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (WfbM) per Online-Fragebogen zum Thema Sexualpädagogik bei Menschen mit kognitiven Einschränkungen befragt werden. Es handelt sich um eine multiperspektivische, qualitative Erhebung. Die Vorgehensweise muss dabei sehr sensibel gestaltet werden und die strukturellen und individuellen Bedingungen berücksichtigen.

Das Projekt verfolgt die Idee der Teilhabeforschung, indem junge Erwachsene mit kognitiven Einschränkungen bei der Gestaltung und Generierung des Erhebungsinstrumentes in Form einer Fokusgruppe zu Rate gezogen werden. Ziel des zweijährigen Projektes ist die Unterstützung sexualpädagogischer Fortbildungsarbeit mit jungen Menschen mit kognitiven Einschränkungen zur Realisierung der Teilhabe an sexueller Bildung.

Projektbezogene Publikationen

Retznik, L., Wienholz, S., Hoeltermann, A., Conrad, I., & Riedel-Heller, S. (2023). „It Gives Me, as her Caregiver, a Sense of Security.” Young People with Intellectual Disability and Their Experiences with Sexuality, Menstruation, Gynecological Treatment and Contraception: A Follow-up Analysis of Parents’ and Caregivers’ Perspectives. Sexuality and Disability, 41(1), 97-116. https://doi.org/10.1007/s11195-022-09770-y

Retznik, L., Wienholz, S., Hoeltermann, A., Conrad, I., & Riedel-Heller, S. (2022). Young People with Intellectual Disability and Their Experiences with Intimate Relationships: a Follow-up Analysis of Parents’ and Caregivers’ Perspectives. Sexuality and Disability, 40(2), 299-314. https://doi.org/10.1007/s11195-021-09721-z

Retznik, L., Wienholz, S., Hoeltermann, A., Conrad, I., & Riedel-Heller, S. (2021). „It tingled as if we had gone through an anthill.“ Young People with Intellectual Disability and Their Experiences with Relationship, Sexuality and Contraception. Sexuality and Disability, 39(2), 421-38. https://doi.org/10.1007/s11195-020-09670-z

Wienholz, S. (2017). Sexuelle Bildung aus Perspektive von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit kognitiven Beeinträchtigungen und deren Hauptbezugspersonen. FORUM Sexualaufklärung und Familienplanung: Informationsdienst der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) 1-2017, S. 37-42.

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