»Safe Clubs« − Ein Transferprojekt zur Prävention sexualisierter Gewalt im Sport
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Hintergrund
Der Kontext Sport stellt für viele Kinder und Jugendliche eine attraktive Lebenswelt dar, die sowohl die Entwicklung von sportlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten fördert als auch Raum für Sozialisationserfahrungen bietet (Rulofs, 2016). Zu diesen gehören beispielsweise Freundschaften und Nähe und Bindung zu erleben. Neben diesen positiv konnotierten Eigenschaften des Sports weist dieser Kontext aber auch beispielsweise eine erfolgsorientierte und schmerztolerierende Kultur, eine hohe Dominanz männlicher Personen sowie Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Trainern und Trainerinnen und Athleten und Athletinnen (Brackenridge, 2001) auf. Die wissenschaftliche Literatur zeigt, dass diese Faktoren mit der Entstehung sexualisierter Gewalt in Zusammenhang stehen (Parent & Fortier, 2018).
Dass sexualisierte Gewalt auch im Sport weit verbreitet ist, hat das Forschungsprojekt »Safe Sport« gezeigt. Im Rahmen dieses Projekts wurde ermittelt, dass 37 % der befragten Kaderathleten und Kaderathletinnen schon einmal eine Form sexualisierter Gewalt erfahren haben. Neben der Erkenntnis, dass die Gewaltausübenden überwiegend andere Athleten und Athletinnen, Trainer und Trainerinnen sowie andere Personen aus dem Vereinsumfeld sind, wurde deutlich, dass Sportvereine die Orte sind, an denen Athleten und Athletinnen am häufigsten sexualisierte Gewalt erfahren (Ohlert, Rau, Rulofs & Allroggen, 2017). Zugleich zeigten die in diesem Projekt durchgeführten Studien, dass die Sportvereine einen Bedarf an Unterstützung bei der Prävention sexualisierter Gewalt aufweisen (Rulofs, 2016). »Safe Clubs«, als direktes Nachfolgeprojekt von »Safe Sport«, knüpft an dieser Stelle an. Das Projekt hat das Ziel, die Handlungsempfehlungen und Maßnahmen, die in »Safe Sport« entwickelt wurden, in Sportvereinen zu etablieren. Dieses Ziel wird von dem übergeordneten Anliegen gerahmt, den Kinder- und Jugendschutz durch die Prävention sexualisierter Gewalt im organisierten Sport zu fördern.
Das Projekt »Safe Clubs«
»Safe Clubs« wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über einen Zeitraum von drei Jahren (Laufzeit: 01/2022 bis 12/2024) im Rahmen der Förderlinie zum Transfer von Forschungsergebnissen aus dem Bereich Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt in pädagogischen Kontexten gefördert. Das Verbundvorhaben »Safe Clubs« besteht aus der Verbundkoordination, dem Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule Köln und den wissenschaftlichen Partnern, dem Institut für Soziologie und Genderforschung der Deutschen Sporthochschule Köln sowie der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm. Unterstützung erhält das Verbundvorhaben durch die Praxispartner Athleten Deutschland e. V., Deutsche Sportjugend im DOSB, die Landessportbünde Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Thüringen sowie die Sportjugend Hessen im Landessportbund Hessen e. V.
Ein Ziel von »Safe Clubs« ist, zu der Entwicklung einer Kultur der Achtsamkeit für den Kinderschutz und gegen sexualisierte Gewalt in Sportvereinen beizutragen. Sportvereine sind bei diesem Vorhaben als eine lernende Organisation zu verstehen, deren Lernprozess nach Wolff (2015) die Berücksichtigung u. a. folgender Handlungsbereiche verlangt: Analyse, Prävention und Intervention. Entsprechend diesen Handlungsbereichen werden in fünf unterschiedlichen Teilprojekten verschiedene Akteursebenen einbezogen (Sportvereine, Personen in Sportvereinen, d. h. Athleten und Athletinnen, betreuende Personen, Vorstandsmitglieder, Eltern sowie Fachkräfte für den Kinderschutz in Sportverbänden). In Teilprojekt 1 wird der Handlungsbereich Analyse bearbeitet. Dieses Teilprojekt sieht die Entwicklung von Materialien zur Durchführung einer Risikoanalyse als Element der Entwicklung von Schutzkonzepten vor. Der Entwicklung der Materialien geht eine umfangreiche Analyse der Fachliteratur sowie eine Interviewstudie mit Fachkräften zum Zusammenhang von Risikoanalyse, Organisationsentwicklung und Kinderschutz voraus. Die Erprobung der Materialien geschieht in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Sportvereinen. In weiteren Schritten dieses Teilprojekts werden die Materialien in Sportvereinen eingesetzt und evaluiert.
In den eng verknüpften Teilprojekten 2 und 3 wird der Handlungsbereich Prävention abgedeckt. Hier werden Workshops, in denen Inhalte zur Prävention sexualisierter Gewalt im Sport vermittelt werden, entwickelt, durchgeführt und anschließend evaluiert. Die Workshops im Teilprojekt 2 haben das Ziel, das Empowerment jugendlicher Athleten und Athletinnen zu stärken. In Teilprojekt 3 sind die Workshops darauf ausgerichtet, erwachsenen Personen im Vereinsumfeld (z. B. Trainer und Trainerinnen, betreuende Personen und Eltern) Wissen zur Förderung eines Empowerment stärkenden Klimas zu vermitteln. Das Teilprojekt 4, das das Handlungsfeld Intervention bedient, nimmt Ansprechpersonen für Kinderschutz in Sportorganisationen in den Fokus. In diesem Teilprojekt wird bereits bestehendes Handlungswissen zum Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt im Sport systematisch erhoben und in einem partizipativen Prozess mit den Praxispartnern zu Handlungsempfehlungen aufgearbeitet. Zudem wird in diesem Teilprojekt ein Online-Tool entwickelt, das Wissen zur Intervention bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung im Sportverein bereitstellt. Im Rahmen des Teilprojekts 5 werden alle Projektergebnisse zu Transferbausteinen aufbereitet und über entsprechende Plattformen gestreut.
Weitere Informationen zu »Safe Clubs« und vorherigen Projekten der Arbeitsgruppe um Dr. Jeannine Ohlert (Deutsche Sporthochschule Köln, Psychologisches Institut), Prof. Dr. Bettina Rulofs (Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Soziologie und Genderforschung) und Prof. Dr. Marc Allroggen (Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie) sind auf www.dshs-koeln.de/safe-clubs zu finden.
Zitation
Schäfer-Pels, A. (2023). »Safe Clubs« − Ein Transferprojekt zur Prävention sexualisierter Gewalt im Sport, FORUM Sexualaufklärung und Familienplanung: Informationsdienst der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), 1, 105–107.
Veröffentlichungsdatum
Dr. Alina Schäfer-Pels ist wissenschaftliche Referentin im Referat S3 - Aufgabenkoordinierung; Nationale und internationale Zusammenarbeit; Forschung und Fortbildung in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Kontakt:
alina.schaefer(at)bzga.de
Alle Links und Autorenangaben beziehen sich auf das Erscheinungsdatum der jeweiligen Druckausgabe und werden nicht aktualisiert.
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