Die Standards wurden als Reaktion auf große Qualitätsunterschiede im Bereich der schulischen Sexualaufklärung entwickelt. In vielen Ländern im europäischen Raum konzentriert sich die Sexualaufklärung in der Schule auf die reine Vermittlung von biologischen Fakten; soziale und psychologische Aspekte sowie die Vermittlung von Kommunikations- und Verhandlungsfähigkeiten werden hierbei vernachlässigt. Diese einseitige Ausrichtung und mangelnde Qualität der Sexualaufklärung hat negative Folgen für die Jugendlichen: Viele Länder verzeichnen einen Zuwachs von sexuell übertragbaren Infektionen sowie hohe Raten an Teenangerschwangerschaften.
Die „Standards für die Sexualaufklärung“ umfassen eine allgemeine Einführung in die Bedeutung schulischer Sexualaufklärung und der zugrundeliegenden Konzepte. Außerdem informiert eine umfangreiche Übersicht darüber, welche Themen im Lehrplan für die jeweilige Altersgruppe abgedeckt sein sollten. Das besondere an dieser Matrix ist, dass sie über die Themen hinaus aufzeigt, welche Kompetenzen Kinder und Jugendliche erwerben sollten und welche Werthaltungen zu fördern sind. Die Standards basieren auf einem positiven Verständnis von Sexualität, die sie als Teil der physischen und psychischen Gesundheit verstehen. Themen wie Liebe, erfüllende Partnerschaft, körperliches Wohlbefinden, aber auch HIV/Aids, ungewollte Schwangerschaften und sexuelle Gewalt sind eingebettet in eine ganzheitliche Aufklärung, die die Selbstbestimmung des Menschen und die Verantwortung für sich selbst und den anderen in den Mittelpunkt stellt.
Das WHO Regionalbüro für Europa und die BZgA werden im Rahmen von Workshops die Verbreitung und Implementierung der Standards unterstützen.