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FORUM 2–2018

Prävention sexualisierter Gewalt als Aufgabe der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Bisherige Effekte, die nachhaltige Verankerung der bundesweiten Initiative Trau dich! sowie die Rolle der BZgA als zentrale Stelle des Bundes für Primärprävention sexualisierter Gewalt sind Gegenstand dieses Beitrags.
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Bisherige Effekte, die nachhaltige Verankerung der bundesweiten Initiative Trau dich! sowie die Rolle der BZgA als zentrale Stelle des Bundes für Primärprävention sexualisierter Gewalt sind Gegenstand dieses Beitrags.

Ausgangslage

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat am 6. Januar 2012 der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die Aufgabe zugewiesen, eine bundesweite Initiative zur Prävention des sexuellen Kindesmissbrauchs für 8- bis 12-jährige Kinder umzusetzen. Studien belegen die Wirksamkeit kindzentrierter spezifischer Programme, die sexuellen Missbrauch direkt thematisieren und dem Empowerment-Ansatz folgen – von Präventionsmaßnahmen, die Kinder aktiv beteiligen, aber auch die erwachsenen Bezugspersonen einbeziehen, schulbasierten Maßnahmen und Präventionsbotschaften, die durch das Medium Theater vermittelt werden. Daher vereint Trau dich! 1 einen kindzentrierten, einen multiperspektivischen (Einbindung der Eltern und pädagogischen Fachkräfte), einen interaktiven (aktive Beteiligung der Kinder in das Geschehen des Theaterstücks) sowie einen schulbasierten Ansatz.

Am 1. März 2013 fand die Uraufführung des Theaterstücks Trau dich! Ein starkes Stück über Gefühle, Grenzen und Vertrauen im Renaissance-Theater Berlin statt. Seit dem setzt die BZgA die Initiative als eine umfassende Präventions maßnahme für Kinder, Eltern und Fachkräfte in enger Koope ration mit den Bundesländern um, eingebettet und angepasst an die jeweiligen Angebote des Landes. Unterstützt wird sie dabei durch Aktionen der Fachstellen vor Ort, durch Medien für die Mädchen und Jungen, durch Unterstützung der Eltern und Materialien für die pädagogische Praxis. Bis Ende 2018 wurde Trau dich! erfolg reich mit neun Bundesländern umgesetzt: Schleswig-Holstein, Sachsen, Baden-Württemberg, Hessen, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Rheinland-Pfalz. Bremen ist in Vorbereitung. Auf Grundlage der Kooperation mit Bildungseinrichtungen und Partnern auf kommunaler und Landesebene wird die Initiative insbesondere in der Schule durchgeführt. Durch Einbindung der zuständigen Landesministerien und aller Akteure wie z.B. Schul-, Jugendamt und der allgemeinen und spezialisierten Fachberatungsstellen wird eine flächendeckende und dauerhafte Verankerung gewährleistet.

 

Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung

Auch in der zweiten Förderphase wurde Trau dich! von März 2017 bis März 2018 durch eine Wiederholungsbefragung evaluiert.2 Die Erhebung fand in den vier Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Hessen und Berlin statt. Untersucht wurde, ob die Initiative die Kinder, Eltern und Lehrkräfte erreicht, auf Akzeptanz stößt und nachhaltig wirkt.

Die Ergebnisse bestätigen die Wirksamkeit der Initiative:

  • Das Theaterstück ist sehr gut dazu geeignet, Wissen und Kompetenzen der Kinder zu Kinderrechten, körperlicher Selbstbestimmung und Prävention sexuellen Missbrauchs entwicklungsgerecht zu vermitteln.
  • Es erreicht und stärkt die Mädchen und Jungen; sie können gute von schlechten Geheimnissen unterscheiden.
  • Sie werden ermutigt, sich jemandem anzuvertrauen und Hilfe zu holen.
  • Theaterstück, Elternabende und Fortbildungen erhöhen die Sensibilisierung, die Gesprächs- und Handlungssicherheit der Erwachsenen.
  • Das Theaterstück verstärkt die Kommunikation mit Freunden, in Schule und Familie.
  • Es ermutigt die Erwachsenen, mit Kindern über Kinderrechte, Grenzverletzungen und sexuellen Missbrauch zu sprechen.
  • Die Lehrkräfte vertiefen mittels der Trau dich!-Medien das Thema im Unterricht.
  • Kinder, Eltern und Lehrkräfte kennen nach der Aktion die Hilfeeinrichtungen vor Ort.3

Zusätzlich hat die BZgA eine flankierende, qualitätssichernde Maßnahme zur Erhebung der nach haltigen Verankerung der Initiative durchgeführt. Diese soll einen Eindruckgeben zum Status der Präventionsarbeit im Land, in der Kommune, in der Region vor und nach Trau dich! sowie zur Nachhaltigkeit von Vernetzung und Ko operation zwischen Fachstellen, Schule, Politik und Öffent lichkeit. Befragt wurden insgesamt 267 Personen aus sechs Bundesländern (Schleswig-Holstein, Hamburg, Hes sen, Baden-Württemberg, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern), die Trau dich! umgesetzt haben.4

Die Ergebnisse bestätigen deutlich den Erfolg der Initiative:

  • Die Zufriedenheit aller Beteiligten mit den Bausteinen der Initiative, dem Alter der Zielgruppe sowie der Organisation ist hoch.
  • Trau dich! wird als sinnvolle Ergänzung bestehender Präventionsangebote bewertet.
  • Bestehende Netzwerke werden gestärkt, Kontakte zwischen Kommune, Schule und Hilfesystem konnten bis zu einem Drittel ausgebaut werden.
  • Insbesondere die Fachberatungsstellen profitieren: Sie werden verstärkt von Schulen nachgefragt, auch ein Jahr nach Abschluss der Initiative.
  • 77 Prozent der Befragten geben an, dass die Erwartungen an Trau dich! voll erfüllt wurden: Kinder werden durch das Theaterstück sehr gut erreicht, Eltern und Fachkräfte sensibilisiert; die Fortbildungen führen zu einem Wissenszuwachs und mehr Handlungssicherheit.
  • Die Trau dich!-Medien werden von allen Zielgruppen gut bis sehr gut angenommen.
  • Sie werden als eigenständige Bausteine in der Prävention sexualisierter Gewalt eingesetzt: Zwei Drittel der Befragten nutzen die Medien auch sechs Monate nach der Aufführung in ihrem Arbeitsalltag, die Fachberatungsstellen sogar zu 85 Prozent.
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Zukünftige Arbeitsschwerpunkte Prävention sexualisierter Gewalt in den Bundesländern verstetigen

Bundesweit sollen möglichst viele Kinder, Eltern und Fachkräfte erreicht werden, um eine flächendeckende und langfris tige Verankerung des Themas zu gewährleisten. Das kann gelingen, indem das Theaterstück in den Spielplan etablierter Kinder- und Jugendtheater aufgenommen wird. Schu len können so jederzeit auf das Theaterstück zurückgreifen und das Thema zeitnah gemäß Lehrplan behandeln. Im Rahmen von Fortbildungen können Aufführungen für Referendare, Lehrkräfte, Sozialarbeiterinnen, Sozialarbeiter sowie Erzieherinnen und Erzieher angeboten werden. Hessen hat das Theaterstück als erstes Bundesland als dauerhaftes Angebot für Schulen in den Spielplan des Schultheaterstudios Frankfurt übernommen. Mecklenburg-Vorpommern wird Anfang 2019 Trau dich! durch das Junge Staatstheater Parchim aufführen und dann landesweit durch führen. Auch mit dem Freistaat Bayern sind die Lizenzvergabe und eine enge Verschränkung mit den Präven tions- und Qualifizierungsangeboten des Landes geplant. Weitere Bundesländer haben Interesse an einer Übernahme bekundet.

Schulen in der Prävention sexualisierter Gewalt begleiten

Schulbasierte Präventionsansätze können potenziell alle Kinder erreichen, weil die Schule eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung von Themen der Sexual- und Gesundheitserziehung sowie der Prävention sexualisierter Gewalt spielt. Viele Bundesländer und Schulen arbeiten aktuell konkret an der Erstellung von Konzepten und Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt. Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs unterstützt die Schulen mit seiner Initiative »Schule gegen sexuelle Gewalt« (s. Infothek). Trau dich! stellt ein passgenaues Präventionsangebot für Kinder und Lehrkräfte dar, weil Einigkeit darüber besteht, dass Aufklärung schon in der Primarstufe beginnen sollte. Da Lehrkräfte häufig wichtige Ansprechpartner der Kinder sind, werden sie durch das Theaterstück, die vorgeschalteten Trau dich!-Workshops und die Praxismaterialien in die Lage versetzt, das Thema im Unterricht zu vertiefen und im Bedarfsfall angemessen zu reagieren. Das gelingt, wie die Evaluation zeigt: über 90 Prozent der Lehrkräfte fühlen sich durch die Fortbildung besser auf etwaige Offenbarungen von Schülerinnen und Schülern vorbereitet, acht von zehn Lehrkräften vertiefen nach dem Theaterbesuch das Thema im Unterricht mithilfe der begleitenden Medien und Materialien. Dies belegt auch die DJI-Studie Wissen von Schülerinnen und Schülern über sexuelle Gewalt in pädagogischen Kon texten (Hofherr 2017; s.a. den Beitrag von S. Hofherr in diesem FORUM) zeigt, dass sich betroffene Kinder und Jugendliche ihren Lehrkräften eher anvertrauen, wenn die Schule zuvor in Aufklärung und Fortbildung des pädagogischen Personals zum Thema sexualisierte Gewalt investiert hat.

Die Initiative setzt in Schulen vielfältige Impulse zur Verankerung des Themas und bietet langfristig Unterstützung, u.a. auch durch die Zusammenarbeit mit dem Hilfesystem und die Verschrän kung mit anderen landesweiten Aktivitäten:

  • Die Hansestadt Hamburg plant mit einigen Modellschulen die Entwicklung von Kinderschutzkonzepten in Verbindung mit der Initiative Trau dich!
  • Rheinland-Pfalz verschränkt Trau dich! und die begleitenden Lehrkräfte-Fortbildungen mit der vom Land vorgesehenen Unterstützung der Schulen bei der Erstellung von Schutzkonzepten im Rahmen von »Schule gegen sexuelle Gewalt«.
  • Bremen hat sich der Initiative »Schule gegen sexuelle Gewalt« angeschlossen. 2019 wird Trau dich! in Bremen und Bremerhaven folgen und eine zentrale Maßnahme bei der Aufklärung und dem Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt sein.
  • In Berlin wird die Initiative fortgeführt und voraussichtlich ebenfalls mit dem Start der Initiative »Schule gegen sexuelle Gewalt« verknüpft.
  • Auch Brandenburg möchte mit Trau dich! die Schulen unterstützen.

 

Fachkräfte durch Qualifizierungsangebote und -materialien unterstützen

Trau dich! bietet für die Lehrkräfte und das pädagogische Per sonal der Schule Fortbildungsveranstaltungen an. Über die Landeskooperationen hinaus werden weitere Qualifizierungsangebote entwickelt und der Praxis zur Verfügung gestellt. Dafür hat das Sozialwissenschaftliche Forschungsinstitut/FIVE im Forschungsprojekt »Erfahrungswissen als wesentlicher Bestandteil der Prävention von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend« im Auftrag der BZgA Fortbildungsreferentinnen und -referenten befragt.5 Die Ergebnisse und Empfehlungen werden mit der Praxis rückgekoppelt und diskutiert. Auf Grundlage der Studie wird aktuell ein Rahmenkonzept für Basisfortbildungen erarbeitet.

 

Theateraufführungen vor Fachpublikum

Das Theaterstück erreicht nicht nur die Kinder sensibel und altersgerecht, sondern gewinnt auch die erwachsenen Fach kräfte für das Thema. Verbunden mit einem fachlichen Input, methodischen Anregungen und theaterpädagogischen Elementen sind Theateraufführungen auf Fachtagen und Kongressen vor Fachpublikum geplant, die auch für die Ausbildung Soziale Arbeit, Erziehungswissenschaft oder Psychologie genutzt werden können.

 

Themenspezifische Fachtage

Mit den Bundesländern, die Trau dich! übernehmen, werden mit Ministerien, Lehrerbildungsinstituten, kommunalen Trägern sowie regionalen Fachstellen landesweite bzw. kom munale Fachtage durchgeführt. Sie dienen der Gewinnung und Vernetzung der erforderlichen Akteure zur Umsetzung der Initiative. Auf den Fachtagen werden der pädagogische Einsatz der Trau dich!-Materialien und neue Qualifizierungs module vorgestellt und erprobt.

 

FachForumFortbildung

Dies ist ein einmal jährlich stattfindendes neues Angebot der BZgA für Fortbildende zum fachlichen Austausch und zum Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Fortbildungspraxis. Es generiert Bedarfe für Fortbildung, für die Aufbereitung von Forschungserkenntnissen, für unterstützende Medien und Materialien. Format und Themen werden zusammen mit den Fortbildenden und Fachstellen weiter entwickelt.

 

Qualifizierungsmodul für die Aus- und Fortbildung zu sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend

Die BZgA erstellt ein Rahmenkonzept für Basisfortbildungen, das die zentralen Kompetenzen, die Vermittlung einer professionellen Haltung und die Gelingensbedingungen beschreibt. Mit der methodisch-didaktischen Aufbereitung der Trau dich!-Materialien können die zentralen Präventionsthemen bearbeitet und die Medien unabhängig von einer Theater aufführung in der Aus- und Fortbildung genutzt werden. Der dritte Baustein beinhaltet eine Übersicht über Qualifizierungsangebote zum Thema sexualisierte Gewalt.

 

Adaption von Standards und Qualifizierungsmodulen Anhand konkreter Beispiele können Berufsgruppen

geschult werden, sexuelles und grenzüberschreitendes Verhal ten von Kindern und Jugendlichen zu erkennen und ein zu ordnen und professionell zu agieren. Unterstützt durch begleitende Fort bildungen, befähigt es Fach- und Leitungskräfte, sexuelle Grenzverletzungen zu thematisieren, angemessen zu reagie ren und in ihrer Organisation ent sprechende Präventions maßnahmen zu etablieren. Die BZgA plant ein Schulungs konzept zum Einsatz des Moduls in der Fortbildung von Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe. Bei der Entwicklung von schulischen Präventionskonzepten könnte das Modul einen Beitrag zur institutionellen Verankerung präventiver Maßnahmen darstellen.

 

Entwicklung von Qualitätskriterien und Standards zur Prävention sexualisierter Gewalt

Die Bereitstellung von Verfahren, Instrumenten und Qualifizierungsmaßnahmen unterstützt Akteure der Prävention und Gesundheitsförderung. Die BZgA entwickelt Qualitätskriterien und unterstützt durch die Einführung von Mindeststandards qualitätsgesichertes Präventionshandeln. Sie plant, Qualitätskriterien für die Prävention von sexuellem Missbrauch/sexueller Gewalt und die Fortbildung zu erstellen. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung und der Nachhaltigkeitsmessung von Trau dich! werden in der Fachwelt diskutiert.

 

Forschung und Transfer zur Prävention sexualisierter Gewalt befördern

Die BMBF-Förderlinie »Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in pädagogischen Kontexten« hat vielfältige und konkrete Erkenntnisse geliefert. Das in der BZgA bestehende Netzwerk zum Austausch und zur Vernetzung zwischen Forschungsprojekten und Juniorprofessuren wird erweitert und intensiviert, um die Erkenntnisse für die pädagogische Praxis und für Präventionsmaßnahmen entsprechend aufzubereiten. Weitere Aufgaben sind:

  • Bestandsaufnahmen, Expertisen und Analysen im Themenfeld durchführen;
  • eigene Medien und Maßnahmen evaluieren und die Ergebnisse veröffentlichen;
  • Anwendungsorientierte Forschung zur Bearbeitung von Forschungslücken;6
  • sekundäranalytische Auswertung repräsentativer BZgAStudien;7
  • Austausch und Transfer Forschung-Praxis-Politik organisieren und durchführen.8

 

Nationale Vernetzung und internationale Zusammenarbeit verstärken

Das Beratende Fachgremium, das die Initiative schon seit 2013 begleitet hat, soll zukünftig die Maßnahmen, Erkenntnisse und Bedarfe ausschließlich für die Prävention sexualisierter Gewalt zusammenbringen und bündeln. Auf Bundesebene wird die BZgA weiterhin eng mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, mit der DGfPI (Deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung und -vernachlässigung und sexualisierter Gewalt), der Bundeskoordinierung Spezialisierter Fachberatung (BKSF) und der BMBF-Förderlinie zusammenarbeiten. Für die Planung zukünftiger Präventionsmaßnahmen und -konzepte ist vorgesehen, die Erkenntnisse der Aufarbeitungskommission und die Expertise und Empfehlungen des Betroffenenrates noch stärker einzubeziehen.

Seit 2003 ist die BZgA WHO-Kollaborationszentrum für sexuelle und reproduktive Gesundheit mit dem Themenschwerpunkt Sexualaufklärung in Europa. In dieser Funktion entwickelt die BZgA internationale Standards und Rahmenkonzepte für Entscheidungsträgerinnen und -träger, Praktikerinnen und Praktiker, betreut Forschungsprojekte und organisiert internationale Konferenzen und Workshops. Auch beim Schutz vor sexualisierter Gewalt könnte ein internationaler Austausch zur Weiterentwicklung von Konzepten und Strategien bzw. zu einem Transfer wissen schaftlicher Erkenntnisse führen oder die Adaption international erprobter und wirksamer Präventionsansätze und -materialien ermöglichen.

 

BZgA als Referenzzentrum für Fragen der Primärprävention sexualisierter Gewalt

Die BZgA ist als Behörde des Bundes für die Entwicklung und Umsetzung von wirksamen Präventionsmaßnahmen und Qualifizierungskonzepten zuständig. Neben der Intervention, der Aufarbeitung und der Hilfen für Betroffene hat die Prävention einen zentralen Stellenwert bei der Aufgabe, Kinder und Jugendliche über sexualisierte Gewalt aufzuklären, sie zu stärken und zu schützen. Gesundheitsförderung und Prävention zielen auf die Stärkung von Lebens kompetenzen und Schutzfaktoren sowie die Förderung gesundheitsrelevanter Lebensbedingungen. Aufgrund der hohen Akzeptanz und qualitätsgesicherten Umsetzung bevölkerungsweiter Präventionsmaßnahmen kann sich die BZgA als zentrale Anlaufstelle des BMFSFJ für Fragen der Primärprävention entwickeln. Durch die Erarbeitung von Qualitätskriterien und Handlungsempfehlungen nach bundesweit akzeptierten Standards ist eine einheitliche Vorgehensweise und nachhaltige Implementierung gewährleistet. Die Bereitstellung von Verfahren, Instrumenten und Qualifizierungsangeboten unterstützt Akteure in der Prävention und Gesundheitsförderung und ist so ein wichtiger Beitrag zum Monitoring.


Fussnoten
1 Zur Initiative allgemein vgl. FORUM Sexualaufklärung und Familienplanung 2/2010, www.forum.sexualaufklaerung.de/index.php
2 Zu ersten Evaluationsergebnissen s. Fußnote 1.
3 Evaluation der Vor-Ort-Aktion Trau dich! im Rahmen der bundesweiten Initiative zur Prävention des sexuellen Kindesmissbrauchs, Abschlussbericht; siehe auch den Beitrag von S. Paschke/F. Knirsch in diesem FORUM.
4 Unveröffentlichter Zwischenbericht Nachhaltigkeitsmessung Trau dich!, Sinus Köln, Juni 2018.
5 S. Infothek: »Fortbildung als wesentlicher Bestandteil der Prävention von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend«; s.a. den Beitrag von B. Kavemann in diesem FORUM.
6 Die BZgA kann gezielt eigene Forschung zur Wirksamkeit von Prävention und die Evaluation neuer Präventionsansätze beauftragen, welche die Evidenz in der Prävention stärken und hilfreich für die Konzipierung zukünftiger Präventionsmaßnahmen sind.
7 Wie z.B. der Studie Jugendsexualität oder die Befragung der Eltern zu Themen der Prävention sexualisierter Gewalt bei der neuen Erhebung.
8 Die Erkenntnisse und Empfehlungen der Forschung sollen für die Praxis aufbereitet und z.B. in Form von kurzen Faktenblättern zu verschiedenen Themenfeldern verfügbar gemacht werden. Forschende sollen das Erfahrungswissen, die Anregungen und Bedarfe aus der Praxis aufgreifen, um praxisrelevante Forschung zu fördern.
 

Literatur

Helming, E./Kindler, H./Langmeyer, A. (2011): Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen in Institutionen. Abschlussbericht des DJI-Projektes im Auftrag der Unabhängigen Beauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs, Dr. Christine Bergmann. München: Deutsches Jugendinstitut e.V. (DJI)

Kindler, H./Schmidt-Ndasi, D. (2011): Wirksamkeit von Maßnahmen zur Prävention und Intervention im Fall sexueller Gewalt gegen Kinder. Expertise im Rahmen des Projekts »Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen in Institutionen«. Amyna e.V. (Hrsg.). München: Deutsches Jugendinstitut e.V. (DJI)

Kindler, H. (2012): Eltern und die Prävention von sexueller Gewalt. IzKK-Nachrichten 2012, 1:5–10

Hofherr, S. (2017): Wissen von Schülerinnen und Schülern über sexuelle Gewalt in pädagogischen Kontexten. Kurzbericht über zentrale Ergebnisse. In: DJI Wissenschaftliche Texte. München: Deutsches Jugendinstitut e.V. (DJI)

Maschke, S./Stecher, L. (2017): Speak! Die Studie. »Sexualisierte Gewalt in der Erfahrung Jugendlicher«. Öffentlicher Kurzbericht (https://kultusministerium.hessen.de/sites/default/files/media/hkm/kurzbericht_speak_2017-05-22.pdf)

 

Alle Linkangaben beziehen sich auf das Erscheinungsdatum der jeweiligen Druckausgabe und werden nicht aktualisiert.

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Veröffentlichungsdatum

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Stefanie Amann

Stefanie Amann ist Diplom-Pädagogin und leitet in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung seit 2012 das Referat »Prävention von sexuellem Missbrauch«.

Kontakt: stefanie.amann(at)bzga.de

 

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Herausgebende Institution

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Inwieweit die Präventionsmaßnahme „Trau dich!“ Erfolg hatte, wurde in zwei Erhebungswellen (2013/14 und 2017/18)…
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