Welche Funktionen moderne Medien für Jungen und Mädchen haben, was sie über Unterhaltung und Information hinaus bieten, schildert zu Anfang Susanne Eggert anhand der Ergebnisse der repräsentativen JIM-Studie.
Eine Untersuchung an Potsdamer Schulen geht der Frage nach, wie Schülerinnen und Schüler Sexualität in den Medien rezipieren und welche Rolle mediale Bilder von Erotik und Sexualität für die Sozialisation heute spielen. Die Studie belegt, dass Jugendliche sehr wohl wissen, was sie sich »an Bildern und Inhalten zumuten möchten, und was nicht«.
Explizit mit Pornografie und deren Einfluss auf Vorstellungen von Sexualität und Partnerschaft befasst sich der dritte Beitrag, der auf einer Online-Befragung von 16- bis 19-Jährigen basiert. Der vielleicht überraschende Befund: Die Nutzung sexueller Medieninhalte stellt eher die Regel als die Ausnahme dar, der Künstlichkeit der Darstellungen sind sich die Jugendlichen bewusst und deren Einfluss auf die Paarbeziehung ist kaum relevant.
In welcher Hinsicht Jugendmedienschutz aber hohe Relevanz besitzt und welche Aufgaben die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, etwa in den Bereichen Gewalt-, Kinder- und Tierpornografie hat, ist Gegenstand eines weiteren Beitrags, dem sich der Appell von Friedemann Schindler zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellen Übergriffen und Pornografie im Netz anschließt. Auch hier stehen Themen wie der sexuelle Missbrauch, die immer jüngeren Opfer sowie sexuelle Übergriffe in Chats und Communities im Zentrum. Vor allem jüngere Kinder, so Schindlers Fazit, brauchen Unterstützung und Begleitung beim Surfen im Internet.
Gunter Schmidt kritisiert explizit die kulturpessimistische und überzogene mediale und auch »professionelle« Aufregung über Pornokonsum als vermeintliche jugendliche Leitkultur: »Fantasien der Jungen, Phantasmen der Alten« überschreibt er prägnant seinen Beitrag, in dem er maßgebende Untersuchungen zum Thema heranzieht.
Über sexualpädagogisches Arbeiten mit Pornografie stellt Reiner Wanielik eine Reihe von Überlegungen an. Angesichts der Neugier und Offenheit, die Jugendliche gemäß ihren Entwicklungsaufgaben auch Pornografie gegenüber mitbringen, könne professionell nur durch eine aktive Auseinandersetzung und selbst erworbene Medienkompetenz den Problemen begegnet werden – so lautet seine Maßgabe für pädagogische Fachleute.
Soziale Netzwerke im Web 2.0 nimmt Matthias Kortmann unter die Lupe: Er fragt nach, was diese Foren für Jugendliche so attraktiv macht und welche Aufgaben sich für Medien- und Sexualpädagogik daraus ergeben.
Zum Schluss stellen wir konzeptionelle Weiterentwicklungen des erfolgreichen Portals Loveline der BZgA vor, das monatlich von rund 140.000 Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren besucht wird.
Aus professioneller Sicht erscheint Sexualität im Netz als Herausforderung für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die teils jugendschützerischen Handelns, zugleich aber eines entspannten Umgangs bedarf, den die Jugendlichen »den Alten« offenbar voraus haben.
Inhalt
- Direkter Draht und globale Unterhaltung – was Medien für Jugendliche attraktiv macht
Susanne Eggert
- Schärfen oder trüben mediale Bilder von Körpern und Sexualität den Blick auf das Sexuelle?
Dagmar Hoffmann
- Die Nutzung von Pornografie unter deutschen Jugendlichen
Mathias Weber
- Die Arbeit der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien
Petra Meier, Richard Wilmanns
- Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellen Übergriffen und Pornografie im Internet
Friedemann Schindler
- Fantasien der Jungen, Phantasmen der Alten¹
Gunter Schmidt
- Medienkompetenz und Jugendschutz Überlegungen zur sexualpädagogischen Arbeit mit Pornografie
Reiner Wanielik
- Social Networks – das Internet als Bühne der Selbstdarstellung – Darstellung, Nutzungsanreize und pädagogische Konsequenzen von Web 2.0
Matthias Kortmann
- Informationsportal – Jugendcommunity – Themenkanal – Konzeptionelle Veränderungen von www.loveline.de
Mane Huchler