Im zweiten Beitrag geht es um die Frage der Kondomnutzung bei 16- bis 20-jährigen Jugendlichen in Deutschland, über die die Studie »Aids im öffentlichen Bewusstsein« Auskunft gibt. Kondome sind den Ergebnissen zufolge weitestgehend akzeptiert und werden sowohl zum Schutz vor ungewollten Schwangerschaften als auch vor sexuell über tragbaren Krankheiten (STI) eingesetzt. Von internationaler Expertenseite wird überlegt, ob angesichts einer teils hohen Infektionsrate Jugendlicher in Europa der Nutzen von Kondomen im Rahmen der STI-Prävention deutlicher thematisiert werden sollte.
Wie können Jugendliche mit Migrationshintergrund besser mit Präventionsbotschaften erreicht werden? Eine Frage, die die BZgA immer wieder beschäftigt – rund ein Drittel aller Jugendlichen in Deutschland wird dieser Gruppe zugerechnet – und der nun im Rahmen einer repräsentativen Studie nachgegangen wurde. Neu an dieser Diagnose ist die Auswertung anhand eines Milieumodells, das differenzierte Aussagen über Jugendliche mit Migrationshintergrund erlaubt und auf diese Weise zu wertvollen Ergebnissen für Forschung und Praxis kommt.
In der Schweiz gibt eine Online-Befragung Auskunft über das Sexual- und Verhütungsverhalten sowie das Sexualwissen Jugendlicher zwischen 10 und 20 Jahren. Hier wie in den Untersuchungen der BZgA hat sich das Verhütungsverhalten im Verlauf der letzten Jahrzehnte entscheidend verbessert, wobei sexuell aktive Jungen, bei denen sich in Deutschland in der aktuellen Studie positive Entwicklungen abzeichnen, in der Schweizer Studie noch zu hohen Anteilen angaben, beim ersten Mal nicht verhütet zu haben.
Um die Akzeptanz des Kondoms in Relation zur Pille geht es im Beitrag aus Frankreich. Hier wie in Deutschland wird das Kondom mittlerweile bewusst zur Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten eingesetzt; hier wie dort spielt es am Anfang sexueller Beziehungen, insbesondere beim ersten Mal, eine besonders große Rolle, macht aber im Verlauf von Beziehungen der Pille und anderen Verhütungs mitteln Platz. Die Autorinnen beziehen explizit Einflüsse wie Geschlecht und sozialer Status in ihre Analyse ein.
Besonders viele Forschungsdaten liegen uns der zeit aus England vor. Welche Informationsquellen englische Teenager nutzen, um sich über sexuelle Fragen zu informieren und welchen Einfluss hierbei deren sexuelle Erfahrung hat, wird im ersten Artikel thematisiert.
Wie wichtig es ist, bei der Sexualaufklärung auch die schönen Seiten der Sexualität zu betonen und die Dinge beim Namen zu nennen und auf welche Widerstände diese Position in Großbritannien stößt, untersucht ein weiterer Beitrag.
Der letzte Artikel befasst sich mit dem Einsatz reversibler Langzeitkontrazeptiva zur Verhütung ungewollter Schwangerschaften bei britischen Teenagern.
Zudem berichten wir in diesem Heft in aller Kürze in der Rubrik »Projektskizzen« über laufende Projekte wie SAFE II zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit Jugendlicher in Europa und ein Projekt des Hamburger Instituts für Sexualforschung und forensische Psychiatrie zu sexuellen und sozialen Beziehungen von 17- und 18-Jährigen in Deutschland.
Inhalt
- Jugendsexualität in Deutschland 2010 – Schwerpunkt Migration Ergebnisse einer repräsentativen Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Angelika Heßling
- Kondomnutzung als Schutz vor HIV/Aids und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) bei Jugendlichen in Deutschland
Ursula von Rüden
- Sexualität und Migration Zugangswege für die Sexualaufklärung Jugendlicher
Ilona Renner
- Erster Geschlechtsverkehr und Verhütungsverhalten Jugendlicher in der Schweiz
Nancy Bodmer
- Sexuelles Verhalten und Empfängnisverhütung bei jungen Menschen in Frankreich
Nathalie Bajos, Nathalie Beltzer, CSF Group
- Wohin wenden sich junge Leute, wenn sie Rat brauchen, und was wollen sie wissen? Eine Studie über die Präferenzen englischer Teenager bei der Sexual- und Beziehungsberatung
Kubra Choudhry, Louise M. Wallace, Katherine Brown
- Sexualerziehung: (Mehr) Spaß muss sein!
Roger Ingham
- Erhöhung des Einsatzes reversibler Langzeitkontrazeptiva bei jungen Frauen in Großbritannien
Nicole Stone
- Das SAFE-II-Projekt: »Sexual Awareness for Europe«
Ada Dortch
- Sexuelle und soziale Beziehungen von 17- und 18-jährigen Jugendlichen
Silja Matthiesen