Im Rahmen der Schwangerenvorsorge werden vorgeburtliche Untersuchungen und Maßnahmen (Pränataldiagnostik) angeboten mit dem Ziel, mögliche Fehlbildungen oder komplexe Erkrankungen des Kindes zu erkennen bzw. auszuschließen. Werdende Eltern müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, ob und in welchem Umfang sie die Pränataldiagnostik durchführen lassen, wie sie eine verantwortliche Entscheidung fällen. Kommt es bei Inanspruchnahme von pränataldiagnostischen Maßnahmen zu einem auffälligen oder gar positiven Befund, sind für die Betroffenen hohe psychische Belastungen zu bewältigen: Im besten Fall können frühzeitig therapeutische Maßnahmen geplant werden. Ist das aufgrund von Diagnose und Prognose nicht möglich, geraten die werdenden Eltern häufig in eine schwere Konfl iktsituation, auf die sie nicht vorbereitet sind, sofern sie nicht von einem Beratungsangebot Gebrauch gemacht haben.
Verschiedene medizinische und nicht-medizinische Fachgesellschaften fordern eine Veränderung des Beratungsangebotes – eine Ausweitung der medizinischen (einschließlich der humangenetischen) Beratung und eine Intensivierung der psychosozialen Beratung. Damit einhergehend muss sowohl die Akzeptanz der psychosozialen Betreuung (bei Betroffenen und bei den an der Beratung beteiligten Professionen) erhöht werden als auch eine bessere Vernetzung der vorhandenen Angebote erreicht werden.
Vor diesem Hintergrund förderte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung das Modellprojekt „Interprofessionelle Qualitätszirkel in der Pränataldiagnostik“ (IQZ). Über einen Zeitraum von vier Jahren wurden an sechs ausgewählten Standorten (Heidelberg, Mannheim, Freiburg, Erfurt, Schwerin und Augsburg) interprofessionelle Qualitätszirkel initiiert, wissenschaftlich begleitet und Erkenntnisse aus der Arbeit gewonnen. In den IQZ arbeiteten Fachkräfte aus medizinischer und psychosozialer Beratung zusammen. Zielsetzung war es, die Kooperation zwischen den beiden Berufsgruppen zu unterstützen und zu verbessern sowie die Voraussetzungen für eine selbstverständliche Verweisungspraxis zwischen medizinischer und psychosozialer Beratung zu etablieren.