Frauen mit Migrationshintergrund bilden keine homogene Gruppe. Sie unterscheiden sich schon aufgrund ihrer Herkunft und Migrationsgeschichte stark voneinander. Fast ein Fünftel der weiblichen Bevölkerung in Deutschland hat einen Migrationshintergrund. Davon sind knapp 40% Frauen im Alter zwischen 20 und 44 Jahren. Sie sind somit in einem Alter, in dem Themen rund um Sexualität, Verhütung und Familien-planung eine wichtige Rolle für die Lebensplanung spielen. Die Forschungslage zu diesen Bereichen ist jedoch für die Zielgruppe Migrantinnen noch nicht hinreichend empirisch gesichert.
Es wurden 1.674 Frauen mit türkischem bzw. mit osteuropäischem Migrationshintergrund jeweils im Alter von 20 bis 44 Jahren über ihre Migrationsgeschichte, ihren reproduktiven Lebenslauf und die aktuelle Lebenssituation befragt. Die Erhebungsregionen waren Berlin, Stuttgart, Nürnberg und Oberhausen.
Die vorliegende Studie knüpft inhaltlich an die Ausgangspunkte der Vorläuferstudie „frauen leben - Eine Studie zu Lebensläufen und Familienplanung“1 an. Sie verbindet quantitative Methoden mit qualitativen zu einem Forschungsdesign, das die biografische Perspektive und die Unterschiede aufgrund von Herkunft und Migrationsgeschichte einschließt. Die Zugehörigkeit zur ersten oder zweiten Generation wird ebenso erfragt wie subjektive und milieuspezifische Sichtweisen.
Voraussetzung für migrationssensible Angebote ist eine differenzierte Zielgruppenanalyse. 2008 wurde mit ersten Ergebnissen der quantitativen Befragung hierfür eine Basis geschaffen. Die vorliegende Publikation integriert die qualitative Befragung als biografischem Ereignis und Familienplanung als privater Lebensgestaltung.
Die Erkenntnisse liefern wichtige Impulse für zielgruppenspezifische Konzepterstellung und Anregungen für die Praxis. Sie fließen auch in das Migrationskonzept zur Sexualaufklärung und Familienplanung der BZgA ein.