Eine repräsentative Wiederholungsbefragung zum Sexual- und Verhütungsverhalten junger Menschen in Deutschland
Jugendsexualitätsstudie 10. Welle
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Hintergrund
Die Förderung und Sicherstellung von sexueller und reproduktiver Gesundheit ist eines der Kernziele der Sustainable Development Goals der Weltgesundheitsorganisation (WHO) (United Nations, 2015). Die Deklaration von 2015 beinhaltet explizit den Zugang zu Verhütungsberatung sowie Informationen zu Familienplanung und Sexualaufklärung. Schon seit 1992 ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) durch das Schwangerschaftskonfliktgesetz (SchKG) beauftragt, Konzepte zur Sexualaufklärung zu entwickeln und Informationen zur Verhütung bundesweit kostenfrei zur Verfügung zu stellen (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung [BZgA], 2016). Diese Materialen der Sexualaufklärung erreichen die Zielgruppen direkt oder werden von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren im Rahmen von Angeboten zur sexuellen Bildung eingesetzt.
Für die Ausrichtung der Maßnahmen zur Sexualaufklärung haben die Durchführung und Förderung von großen repräsentativen Studien in der BZgA eine lange Tradition (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung [BZgA], 2019; Helfferich, 2001; Hessling & Bode, 2017; Matthiesen, 2013; Scharmanski & Hessling, 2021; Wienholz, Seidel, Michel & Müller, 2013). Ein bedeutendes Monitoring-Instrument ist in diesem Zusammenhang die repräsentative Querschnittbefragung zur Jugendsexualität, die seit 1980 regelmäßig durchgeführt wird (Scharmanski & Hessling, 2021).
Im Mai 2024 startete die zehnte Welle der Wiederholungsbefragung; die Datenerhebung wird im Jahr 2025 durchgeführt und erste Ergebnisse werden Anfang 2026 vorliegen. Anhand dieser aktuellen Studiendaten können Informationen über das jeweils aktuelle Sexual- und Verhütungsverhalten sowie Aspekte der Sexualaufklärung junger Menschen in Deutschland gewonnen werden. Denn nur, wenn evidenzbasierte Erkenntnisse vorhanden sind, können zielgruppenspezifische Bedarfe identifiziert, Ansprachen zielgruppengerecht ausgerichtet, die Effektivität überprüft und notwendige strategische und operative Anpassungen vorgenommen werden
Das Vorgehen bei der Jugendsexualitätsstudie
Seit über 40 Jahren wird die vorliegende Querschnittbefragung zur Jugendsexualität regelmäßig repliziert, wobei das methodische Grundgerüst weitgehend unverändert blieb. Die Datenerhebung der zehnten Welle erfolgt 2025 von der Mantle GmbH mit der CAPI-Methode (Computer Assisted Personal Interviewing) als kombiniert mündlich-schriftliche Interviews. Der Mantelfragebogen wird im persönlichen Face-to-Face-Interview eingesetzt, intimere Fragen füllen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen am Laptop aus (Selbstausfüllteil). Neben den Jugendlichen werden auch die Eltern zu Sexualaufklärung und Verhütungsberatung befragt.
Der Fragebogen wird wieder eine breite Palette an Themen rund um Sexualität und Verhütung abdecken. So können unter anderem die folgenden Fragen beantwortet werden:
- Wann erleben junge Menschen »das erste Mal« und wie bewerten sie diesen Zeitpunkt (z. B. »zu früh«, »zu spät« oder »genau richtig«)?
- Welche Verhütungsmittel nutzen sie und warum?
- Fühlen sich junge Menschen über Sexualität und Verhütung aufgeklärt und was sind ihre zentralen Wissensquellen?
- Welche Rolle spielen Erziehungsberechtigte, die Schule, die professionelle Beratung in der gynäkologischen Praxis und Beratungsstellen im Kontext der Verhütungsberatung?
Die Studie erhebt auch Erfahrungen junger Menschen mit körperlicher und nicht-körperlicher sexualisierter Gewalt.
Eine intensive Schulung vor Durchführung der Befragung und eine intensive Supervision während der gesamten Datenerhebung stellt sicher, dass die Interviewerinnen und Interviewer die Befragung altersangemessen, kultursensibel und empathisch durchführen konnten. Zudem wird die Befragung vor Durchführung einer Ethikkommission zur Genehmigung vorgelegt.
Sowohl die Erziehungsberechtigten als auch die Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden im Vorfeld umfassend über Ziel und Zweck der Studie sowie die Datenverarbeitung schriftlich und mündlich aufgeklärt; die Befragung ist freiwillig und erfolgte nur nach Einwilligung der Eltern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Datenerhebung und -verarbeitung erfolgt unter den aktuell gültigen Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).
DOI
https://doi.org/10.17623/BZgA_SRH:forum_2024-1_beitrag_befragung-sexu-verhuetung-verhalten-jugendZitation
Scharmanski, S., & Hessling, A. (2024). Eine repräsentative Wiederholungsbefragung zum Sexual- und Verhütungsverhalten junger Menschen in Deutschland. FORUM Sexualaufklärung und Familienplanung: Informationsdienst der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), 1, 96–98.
Veröffentlichungsdatum
Angelika Heßling leitet das Referat S3 – Aufgabenkoordinierung, Nationale und internationale Zusammenarbeit, Forschung und Fortbildung der Abteilung S – Sexualaufklärung, Verhütung und Familienplanung in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Kontakt: angelika.hessling(at)bzga.de
Dr. Sara Scharmanski ist wissenschaftliche Referentin im Referat S3 – Aufgabenkoordinierung, Nationale und internationale Zusammenarbeit, Forschung und Fortbildung der Abteilung S – Sexualaufklärung, Verhütung und Familienplanung in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Kontakt: sara.scharmanski(at)bzga.de
Alle Links und Autorenangaben beziehen sich auf das Erscheinungsdatum der jeweiligen Druckausgabe und werden nicht aktualisiert.
Herausgebende Institution
Artikel der Gesamtausgabe
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- Krieg, Pandemie und Zukunft: Was Jugendliche bewegt
- Mädchen in der Krise – Wertewandel bei der Familienplanung
- Diskriminierung von Jugendlichen an Schulen. Ergebnisse aus »ICCS 2022«
- Lebenslagen, Wohlbefinden und Perspektiven Jugendlicher in Deutschland und Frankreich
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- Kinder- und Jugendarmut in Deutschland
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