Im Jahr 2017 wurden bundesweit 11.547 Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern erfasst. Was kann helfen, sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche weiter zurückzudrängen? Heinz Kindler und Regine Derr haben den Forschungsstand analysiert und berichten, was in der letzten Dekade gelernt wurde, welche Fragen offen geblieben sind und wie Präventionsansätze nachhaltig verankert werden können.
2013 ist die bundesweite Initiative Trau dich! ins Leben gerufen worden, die vom Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) auch für eine weitere Laufzeit bis 2022 mit jährlich jeweils rund zwei Millionen Euro gefördert wird. Stefanie Amann berichtet über den Erfolg der Initiative sowie über zukünftige Arbeitsschwerpunkte der BZgA im Themenfeld Prävention sexualisierter Gewalt. In einer Befragung von Fachkräften, die an der Umsetzung der Initiative beteiligt waren, geben 77 Prozent der Befragten an, dass ihre Erwartungen an Trau dich! voll erfüllt wurden. Die beteiligten Fachstellen profitieren nachhaltig von den Einsätzen vor Ort. An anderer Stelle erläutern Stefanie Paschke und Frederik Knirsch weitere Ergebnisse, die die Wirksamkeit von Trau dich! für die Zielgruppe Kinder, Eltern und Lehrkräfte belegen.
Sabine Andresen beantwortet unsere Interviewfragen zur Arbeit der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs, zu Erwartungen Betroffener und dazu, wie Präventionsarbeit auf den gewonnenen Erkenntnissen aufbauen kann.
Haltung ist ein zentraler Begriff im Rahmen professioneller Präventionsarbeit. Barbara Kavemann und Bianca Nagel berichten über eine Erhebung im Auftrag der BZgA, bei der eine Übersicht über die Praxis der Fortbildungen im Bereich Prävention von sexualisierter Gewalt gegen Jungen und Mädchen gewonnen werden sollte. Anschließend geht es im Beitrag von Julia Gebrande und Anja Teubert um „Ben und Stella" und den Schutz von Jungen und Mädchen mit Behinderung.
Auch repräsentative Zahlen der Studie „Speak!" belegen, dass sexualisierte Gewalt weit verbreitet ist, dass sie zu den zentralen Themen und Arbeitsfeldern pädagogischer Berufe gehört und dass in vielen Fällen auch entsprechender Handlungsbedarf besteht. Sabine Maschke und Ludwig Stecher zeigen, dass nicht-körperliche sexuelle Gewalt vor allem in der Schule (51 % der Betroffenen) stattfindet, gefolgt vom Internet (44 %). Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts München an 128 Schulen ergab, dass von sexualisierter Gewalt betroffene Schülerinnen und Schüler sich dann häufiger anvertrauten, wenn das Schulpersonal entsprechend fortgebildet worden war. Und sensibilisierte, informierte Jugendliche waren, Autor Stefan Hofherr zufolge, eher bereit, in der Peergroup zu unterstützen und zu helfen. Diesen Ergebnissen folgend wird es perspektivisch darum gehen, die Präventionsarbeit verstärkt auf die Zielgruppe Jugendliche auszuweiten.
In Belgien und den Niederlanden erzielen Fachleute gute Erfolge mit dem „Flag System", einem Qualifizierungsmodul zum Umgang mit sexuell grenzüberschreitendem Verhalten von Kindern und Jugendlichen. Erika Frans berichtet.
Schließlich stellt sich die Bundeskoordinierungsstelle Spezialisierter Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend (BKSF) vor, eine politische und fachliche Interessenvertretung, Service und Vernetzungsstelle, gefördert durch das BMFSFJ.