Das hat unter anderem zu verschiedenen neuen gesetzlichen Regelungen in diesem Kontext geführt. Das Gendiagnostikgesetz wurde geschaffen und das Schwangerschaftskonfliktgesetz verändert, um verantwortliche Verfahrensweisen im Rahmen von Pränataldiagnostik zu institutionalisieren und weitestmöglich sicher zustellen. Außerdem ist das Gesetz über die begrenzte Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) in Kraft getreten.
Wie die neuen gesetzlichen Vorgaben des Schwangerschaftskonfliktgesetzes zur Beratung und Begleitung schwangerer Frauen in der Praxis umgesetzt werden, untersuchte ein wissenschaftliches Forschungsprojekt der Forschungsstelle Ethik an der Universität in Köln. Die Ergebnisse dieser Forschung stehen am Beginn dieses Heftes.
Im Zentrum aller Bemühungen steht immer wieder die Frage, wie die Zusammenarbeit der Fachgebiete Gynäkologie, Pränataldiagnostik und psychosoziale Beratung verbessert werden kann, um der schwangeren Frau beziehungsweise dem Paar möglichst frühzeitig Informationen und Hilfen zur Verfügung zu stellen. Hierum geht es im zweiten Beitrag, der das Modellprojekt »Beratung bei Pränataldiagnostik« aus Baden-Württemberg vorstellt sowie im dritten Artikel, dem eine Studie zur interdisziplinären Versorgungssituation Schwangerer zugrunde liegt und dessen Autorin auch die veränderte Rolle der Hebammen in diesem Kontext analysiert.
Die beiden anschließenden Abhandlungen beschäftigen sich mit Veränderungen durch die neuen Vorschriften zu vorgeburtlichen Untersuchungen und Beratungen: zum einen im gynäkologischen Alltag, zum anderen in der pränataldiagnostischen Praxis. Die aufgezeigten Herausforderungen liegen nahe beieinander, vor allem die Mehrbelastung, der die zeitlichen und finanziellen Ressourcen noch nicht angepasst wurden. Der Artikel »Kinderwunsch bei genetischer Vorbelastung« gibt einen genauen Einblick in den humangenetischen Alltag, wirft Fragen auf, mit denen sich ein Paar mit auffälligem Befund konfrontiert sehen kann und skizziert Ansätze genetischer Diagnostik und Therapie.
Anschließend werden grundlegende Fragestellungen zu vorgeburtlichen Untersuchungen aus moraltheologischer, sozialethischer und philosophischer Perspektive erörtert.
Am Schluss dieses FORUM berichtet die BZgA über ihren gesetzlichen Auftrag und die Entwicklung von Medien und Maßnahmen rund um das Themenfeld »Vorgeburtliche Untersuchungen«.
Inhalt
- Das Schwangerschaftskonfliktgesetz und seine Umsetzung: Ausgewählte Ergebnisse des Projektes »Interdisziplinäre und multiprofessionelle Beratung bei Pränataldiagnostik und Schwangerschaftsabbruch(§imb-pnd)«
Nina Horstkötter, Andrea Roth, Anne Rummer, Christiane Woopen
- Versorgung bei Pränataldiagnostik weiter verbessern: Ein Modellprojekt und seine Fortführung in der Praxis
Anette Bruder, Claudia Pauli-Magnus
- Zur Frage pränataler Diagnostik als Routine und der Zweitrangigkeit psychosozialer Beratung
Erika Feldhaus-Plumin
- »Die PND wird auch weiterhin für mich eines der schwierigsten Kapitel unseres Fachgebietes sein.« Pränataldiagnostik in der frauenärztlichen Praxis
Claudia Schumann
- Pränatalmedizin – Sichtweisen im Rahmen der neuen gesetzlichen Regelungen
Robin Schwerdtfeger
- Kinderwunsch bei genetischer Vorbelastung – Einblick in den humangenetischen Alltag
Martina Kreiß-Nachtsheim
- Verantwortliche Elternschaft und pränatale Diagnostik
Hille Haker
- Präimplantationsdiagnostik – ein diskriminierendes Verfahren?
Sigrid Graumann
- Präimplantationsdiagnostik. Einige philosophische Anmerkungen
Stefan Groß
- Informieren und Kompetenzen fördern. Mediale Angebote der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Pränataldiagnostik
Kristin Caumanns, Sonja Siegert