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Cover zu Evaluation der bundesweiten Initiative zur Prävention des sexuellen Kindesmissbrauchs "Trau dich!"
Evaluation

Evaluation der bundesweiten Initiative zur Prävention des sexuellen Kindesmissbrauchs "Trau dich!"

01/2017 - 12/2018
Inwieweit die Präventionsmaßnahme „Trau dich!“ Erfolg hatte, wurde in zwei Erhebungswellen (2013/14 und 2017/18) evaluiert und in einem ausführlichen Bericht zusammengefasst (Erkens & Paschke, 2021). Geprüft wurde, ob die Kinder die Präventionsbotschaften verstanden und ob die Eltern bzw. Erziehungsberechtigen sowie die Lehr- und Fachkräfte in ihrer Handlungskompetenz im Umgang mit Kindern gestärkt werden konnten, die von sexuellem Missbrauch betroffen sind. Dieses Faktenblatt präsentiert die wichtigsten Erkenntnisse aus der Befragung.

Projektbeteiligte

Projektleitung

Christiane Erkens und Stefanie Paschke, BZgA

Auftraggeberin/Auftraggeber

Zielgruppe/Stichprobe

Schülerinnen und Schüler der 3. bis 6. Klasse

Eltern bzw. Erziehungsberechtigte

Lehr- und Fachkräfte

Befragungen zum "Trau dich!"-Theaterstück

 

Kinder

Eltern bzw. Erziehungsberechtigte

Lehr- und Fachkräfte

Schleswig-Holstein (2013)

288

-

-

Sachsen (2014)

351

-

-

Mecklenburg-Vorpommern (2017)

264

76

25

Bayern (2017)

174

89

22

Berlin (2017/2018)

63

6

4

Hessen (2018)

107

66

0

Gesamt

1.247

237

51

Zusätzlich Wartekontrollgruppe

199

 

 

 

Befragungen zu den Informationsabenden

 

Eltern bzw. Erziehungsberechtigte

Schleswig-Holstein (2013)

48

Sachsen (2014)

22

Mecklenburg-Vorpommern (2017)

49

Bayern (2017)

153

Berlin (2017/2018)

20

Hessen (2018)

34

Gesamt

326

 

Befragungen zu den Fortbildungen

 

Lehr- und Fachkräfte vor der Fortbildung

Lehr- und Fachkräfte nach der Fortbildung

Schleswig-Holstein (2013)

56

36

Sachsen (2014)

26

30

Mecklenburg-Vorpommern (2017)

19

19

Bayern (2017)

100

87

Berlin (2017/2018)

-

-

Hessen (2018)

1

1

Gesamt

202

173

Methodik/Forschungsdesign

  • Schülerinnen und Schüler der 3. bis 6. Klassen (Schriftliche Prä-Post Befragung mit drei Messzeitpunkten, vor Besuch des Theaterstücks, direkt nach und sechs Monate nach Besuch des Theaterstücks im Experimental- und Wartekontrollgruppendesign)
  • Lehrkräfte (schriftliche Prä-Post Befragung im Kontext der Fortbildungen)
  • Lehrkräfte (schriftliche Befragung zu den Reaktionen der Schülerinnen und Schüler auf das Theaterstück und zur pädagogischen Nachbereitung des Theaterstücks)
  • Eltern (schriftliche Befragung im Kontext des Theaterstücks und des Elternabends)
  • Eltern (schriftliche Befragung zu den Reaktionen ihres Kindes auf das Theaterstück)

Die bundesweite Initiative „Trau dich!“ verfolgt das Ziel, eine gesamtgesellschaftliche Sensibilisierung zum Thema sexueller Missbrauch voranzutreiben und eine sachliche Auseinandersetzung anzuregen. Von 2013 bis 2018 wurde sie wissenschaftlich begleitet. Insgesamt wurden über 1.400 Kinder, über 300 Eltern bzw. Erziehungsberechtigte sowie ca. 200 Lehr- und Fachkräfte der an der Initiative beteiligten Schulen befragt. Die Evaluation bewertet, ob die entwickelten Materialien, Maßnahmen und das Theaterstück die erwünschte Wirkung bei den jeweiligen Zielgruppen erzielen.

Etwas ein Jahr nach dem Start der „Trau dich!“-Initiative erfolgte 2013/14 die erste Evaluation der Maßnahmen in Schleswig-Holstein und Sachsen (Firnges & Amann, 2016). Danach wurden die begleitenden Medien und Maßnahmen kontinuierlich weiterentwickelt und überarbeitet. Es wurden Kooperationen mit weiteren Bundesländern, die die Initiative umsetzten, geschlossen. Zur kontinuierlichen Qualitätssicherung erfolgte 2017/2018 eine zweite und im Studiendesign optimierte Evaluation in Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Berlin und Hessen. 

Für die zweite Befragungswelle wurden die Fragebögen an einzelnen Stellen auf Grundlage der Erkenntnisse aus der ersten Evaluation angepasst. So wurde im Rahmen der Kinderbefragung eine sogenannte Wartekontrollgruppe eingeführt. Diese Kinder sahen erst im Anschluss an alle Befragungen das Theaterstück. Durch den Antwortvergleich von Kindern, die das Theaterstück bereits besucht hatten, und jenen, die es noch nicht gesehen hatten, konnte geprüft werden, ob sich einzelne Effekte verstärkt auf den Besuch des Theaterstücks zurückführen ließen.

Die Evaluationsdurchführung und die eingesetzten Fragebögen waren in den beiden Phasen größtenteils vergleichbar, sodass eine gemeinsame Auswertung der Ergebnisse aus 2013/14 und 2017/18 (Erkens & Paschke, 2021) möglich wurde.

In die abschließende Evaluation flossen auch die Ergebnisse zum Nutzungsverhalten hinsichtlich der ergänzenden massenkommunikativen Materialien dar. Diese Materialien werden unabhängig von der Teilnahme an der bundesweiten Initiative für alle Interessierten bereitgestellt.

Evaluation der Maßnahmen für Kinder – das Theaterstück „Trau dich“

Im Rahmen der Evaluation sollte bei der Zielgruppe der Kinder primär überprüft werden, ob die zentralen Präventionsbotschaften, die das Theaterstück vermittelt, verstanden werden und inwiefern eine Erweiterung der subjektiv wahrgenommenen Handlungskompetenzen bei den Kindern zu beobachten ist. 

Die zentralen Fragen lauteten hier: Können die Kinder nach dem Theaterbesuch ihre eigenen Gefühle besser einschätzen und diese prägnanter artikulieren? Können sie deutlicher zwischen guten und schlechten Geheimnissen sowie zwischen angenehmen und unangenehmen Berührungen unterscheiden? Können die Kinder darin bestärkt werden, sich bei möglichen Grenzverletzungen und sexuellem Kindesmissbrauch jemandem anzuvertrauen und Hilfe zu holen?

Das Theaterstück „Trau dich!“ wurde auch aus Sicht der Erwachsenen evaluiert. Eltern bzw. Erziehungsberechtigte sowie Lehr- und Fachkräfte sollten die Reaktionen der Kinder auf das „Trau dich!“-Theaterstück einschätzen. 

Evaluation der Maßnahmen für Erwachsene – der Informationsabend und die Fortbildung

Erwachsene sollen zu einem präventiven Handeln durch Erweiterung ihrer praktischen Handlungskompetenzen befähigt werden, damit sie den Kindern auch beim Umgang mit dem sensiblen Thema des sexuellen Kindesmissbrauchs als kompetente Ansprech- und Vertrauenspersonen zur Seite stehen können. 

Vor diesem Hintergrund wurde untersucht, inwieweit die Initiative bei den Eltern bzw. Erziehungsberechtigten und den Lehr- und Fachkräften durch die Informationsabende bzw. Fortbildungen zu einem Wissenszuwachs über Kinderrechte, sexuellen Missbrauch und seine Folgen geführt hat. Es wurde auch geprüft, ob die Veranstaltungen die Kenntnis über Präventionsmaßnahmen sowie über das Hilfesystem und die Motivation, dieses in Anspruch zu nehmen, steigern konnte.

Die Ergebnisse der Evaluation sind in der Fachheftreihe Forschung und Praxis der Sexualaufklärung und Familienplanung erschienen. 

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