Aufgabe der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist es, Gesundheitsrisiken vorzubeugen und gesundheitsfördernde Lebensweisen und -verhältnisse zu unterstützen. Durch die Bereitstellung faktenbasierter und zielgruppenspezifischer Informationen, Maßnahmen und Medien sowie durch die Entwicklung und Umsetzung von Konzepten soll eigenverantwortliches Gesundheitshandeln ermöglicht werden. Im Bereich der Sexualaufklärung und Familienplanung ist die BZgA durch das Schwangerschaftskonfliktgesetz (SchKG) beauftragt, Konzepte, Medien und Informationsmaterialien zu entwickeln und bundesweit kostenfrei zur Verfügung zu stellen.
Die BZgA führt eine Reihe von Maßnahmen und Projekten durch bzw. fördert sie, um die Qualitätssicherung in den Bereichen Sexualaufklärung und Familienplanung, der Prävention von sexualisierter Gewalt und sexuell übertragbaren Krankheiten (STI) sowie den Frühen Hilfen zu gewährleisten.
Große Monitoring-Studien – wie beispielsweise die Jugendsexualitätsstudie – liefern seit Langem faktenbasiertes Wissen sowohl über das jeweils aktuelle Sexual- und Verhütungsverhalten als auch über Quellen und Medien der Sexualaufklärung und des Verhütungswissens junger Menschen in Deutschland. Auf Basis dieser und anderer repräsentativer Ergebnisse entwickelt die BZgA Materialien und Maßnahmen, die durch Evaluationen kontinuierlich überprüft werden. Sie begleiten die Umsetzung solcher Maßnahmen und bewerten abschließend die erzielten Effekte. Auf dieser Grundlage können Projekte angepasst und weiter optimiert werden. Nur so kann die erwünschte Wirkung – nämlich, einen nachhaltigen Beitrag zur Gesundheitsförderung und Prävention zu leisten – sichergestellt werden.
In diesem FORUM berichten wir einführend über grundlegende Anforderungen an die Qualität von Evaluationen: Nützlichkeit, Durchführbarkeit, Fairness und Genauigkeit werden von Jan Ulrich Hense als Merkmale für gute Evaluationen definiert. Petra Kolip stellt den Public Health Action Cycle (PHAC) vor, der als Grundlage für die strate- gische Planung, Umsetzung und Evaluation gesundheitsbezogener Interventionen dient, und sie beschreibt dessen Einsatzfelder.
Aus der Neunten Welle der BZgA-Studie zur Jugendsexualität präsentieren Sara Scharmanski und Angelika Heßling aktuelle Ergebnisse zum Mediennutzungsverhalten junger Menschen. Diese Erkenntnisse dienen als fundamentale Grundlage für ziel- und altersgruppenspezifische Maßnahmen im Bereich der Sexualaufklärung und Familienplanung.
Um Materialien zur Sexualaufklärung optimal auf die Zielgruppe zuzuschneiden, ist es sinnvoll, diese von Jugendlichen selbst testen und bewerten zu lassen: Ingo Barlovic und Sara Scharmanski berichten am Beispiel der Aufklärungsbroschüren Sex & Tipps über methodische Besonderheiten bei Evaluationen mit Jugendlichen und stellen zentrale Ergebnisse aus dem Evaluationsprojekt vor.
Die Begleitforschung zum Kondomstarterset, vorgestellt von Ulrike Dulinski und Volker Schmidt-Cox, ist ein weiteres Beispiel. Schülerinnen, Schülern und Lehrpersonen beurteilten das Material, um so Hinweise auf die Akzeptanz und den Einsatz im Schulkontext erhalten zu können. Des Weiteren beschreibt Johannes Breuer anschaulich das Evaluationskonzept des Mitmach-Projekts »Liebesleben« zur Prävention von STI, das als zentrale Elemente die Partizipation aller Beteiligten und die notwendige Flexibilität der Intervention berücksichtigt.
Auf einer Theory of Change (Veränderungsmodell) basiert ein Evaluationskonzept, das die Wirkung der Qualitätsdialoge Frühe Hilfen untersucht, die in 23 Kommunen und Landkreisen seit 2018 durchgeführt werden. Eric Schäffer und Frank Sinß erläutern die Methode und stellen erste Ergebnisse vor.
Stefanie Amann und Catharina Beuster führen in die neue Datenbank zur Suche nach qualitätsgesicherten Fortbildungsangeboten für Fachkräfte im Bereich Prävention sexualisierter Gewalt ein und Sven Jennessen und Tim Krüger skizzieren Maßnahmen zur Qualitätssicherung im ReWiKs-Projekt, das die Erweiterung der sexuellen Selbstbestimmung von Menschen mit Beeinträchtigungen zum Ziel hat. Im Projekt »Herzfroh 2.0« begleiten Bildungsfachkräfte mit sogenannter geistiger Behinderung die Entwicklung von Materialien zur Sexualaufklärung. Sie können so im Prozess der Weiterentwicklung an die Bedarfe der heterogenen Zielgruppe von Menschen mit sogenannten geistigen Behinderungen angepasst und stetig optimiert werden, wie Gesa Kobs und Jessica Scheller anschaulich darstellen.
Viele weitere Projekte werden als kurze Projektskizzen in Teil 2 dieser Ausgabe vorgestellt, die auf diese Weise einen guten Überblick über ein großes Spektrum von aktuellen Maßnahmen und Projekten zur Qualitätssicherung der BZgA gibt.