Die Artikel aus Belgien, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz und Uganda befassen sich mit unterschiedlichen Themen: Sexualaufklärung, Sexualverhalten und sexuelle Gesundheit junger Menschen. Im Fokus stehen unter anderem Teenagerschwangerschaften, Prävention sexualisierter Gewalt, hormonelle Verhütung bei jungen Erwachsenen in der europäischen Region sowie die Situation von LGBTIQ+ Menschen.
Einblicke in den Österreichischen LGBTIQ+-Gesundheitsreport 2022
Sensoa, das flämische Kompetenzzentrum für sexuelle Gesundheit, unterstützt Lehrpersonen bei der Vermittlung einer umfassenden Sexualerziehung (Relational and Sexual Education: RSE). Eine umfassende Lehrkräftebefragung im Jahr 2023 beleuchtet wirksame Interventionen und Herausforderungen in diesem Bereich.
Die Befragungsergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Lehrkräfte motiviert und fähig ist, RSE zu unterrichten. Sie stoßen jedoch oft auf Hürden wie fehlende Unterrichtsmaterialien und negative Reaktionen von Eltern. Sensoa nutzt diese Erkenntnisse, um Unterstützung und Ressourcen bereitzustellen, die den Bedürfnissen der Lehrpersonen entsprechen. Dabei werden die Bedürfnisse und Wünsche der Lehrkräfte gezielt abgefragt.
Mehr über das Studiendesign, über die Ergebnisse sowie zu den Schlussfolgerungen für zukünftige Kampagnen und Schulungen von Sensoa sind im englischsprachigen Artikel nachzulesen.
Anhand eines Pilotprojekts werden Faktoren einer umfassenden Sexualerziehung im Rahmen des nationalen Projekts EduForIST ermittelt, umgesetzt und evaluiert.
Das EduForIST-Projekt wurde 2023 in italienischen Sekundarschulen durchgeführt. Das Ziel war es, eine umfassende Sexualerziehung (Comprehensive Sexuality Education: CSE) zu fördern. Diese Initiative wurde von Fachleuten aus verschiedenen Bereichen sowie vom Gesundheits- und Bildungsministerium unterstützt. Mit den Projektmaßnahmen soll Jugendlichen im Alter von 14 bis 16 Jahren in der Schule ein wissenschaftlich fundiertes, altersgerechtes und kulturell relevantes Wissen über Sexualität angeboten werden. Das Projekt umfasst interaktive Module zu Themen wie Veränderungen in der Pubertät, Entwicklung der sexuellen Identität, erste sexuelle Erfahrungen und Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen (Sexual Transmitted Infections: STIs) sowie ungewollte Schwangerschaften.
Mehr über die Ergebnisse der Evaluation mit Blick auf Verbesserungen und zur Frage, inwieweit EduForIST als Modell für zukünftige CSE-Programme in Italien dienen könnte, sind im Beitrag nachzulesen.
Die repräsentative Studie „Sex unter 25 Jahren“ untersucht umfassend das Sexualverhalten und die sexuelle Gesundheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 13 bis 25 Jahren in den Niederlanden.
Mehr als zehntausend Jugendliche haben an der niederländischen Studie teilgenommen, die einen breit gefächerten Einblick in die sexuelle und reproduktive Gesundheit bietet. Dabei werden auch Trends und zeitliche Entwicklungen seit 2012 aufgezeigt. Die Ergebnisse der 2023 durchgeführten Befragung zeigen unter anderem, dass junge Menschen später sexuelle Erfahrungen machen als in den Vorjahren und dass Mädchen weniger sexuelle Lust als Jungen erleben. Zudem nimmt die Nutzung von Verhütungsmitteln wie der Pille ab. Die Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt steigt.
Trotz positiver Entwicklungen gibt es weiterhin besorgniserregende Ergebnisse wie die Zunahme sexualisierter Gewalt und unzureichende sexuelle Aufklärung. Detaillierte Ergebnisse und Schlussfolgerungen für eine verbesserte Sexualerziehung sind im Beitrag nachzulesen.
Das REPEAT-Projekt untersucht einen häufig vernachlässigten Aspekt von Teenagerschwangerschaften in Uganda: die wiederholte Schwangerschaft. Ziel des Projekts ist es, die Risikofaktoren für wiederholte Teenagerschwangerschaften zu erkennen. Mit kontextangepassten Maßnahmen soll die Nutzung von Verhütungsmitteln unter Jugendlichen gefördert werden.
Teenagerschwangerschaften sind ein globales Gesundheitsproblem mit schwerwiegenden gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen. In Uganda sind die Raten wiederholter Schwangerschaften besonders hoch, was durch die COVID-19-Pandemie noch verschärft wurde. Das REPEAT-Projekt führte eine Situationsanalyse durch, die quantitative und qualitative Studien sowie eine Bewertung der lokalen Gesundheitseinrichtungen einbezog.
Die Ergebnisse zeigen, dass beispielsweise Wissen über sexuelle und reproduktive Gesundheit und auch der Zugang zu passenden Angeboten des öffentlichen Gesundheitssystems eine bedeutende Rolle spielen.
Wie die entwickelten Interventionsmaßnahmen wirken und welche weiteren Untersuchungsergebnisse vorliegen, ist im Beitrag beschrieben.
Wie kann der gezielte Wissenstransfer zur Prävention sexualisierter Gewalt in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen beitragen? Dieser Frage gehen Forschende in Deutschland nach und arbeiten dazu mit Menschen aus Wissenschaft und Praxis zusammen, ebenso wie mit Betroffenen. Ziel ist es, Rahmenbedingungen für eine sichere Umgebung für Kinder und Jugendliche zu entwickeln.
Bildungs- und Jugendhilfeeinrichtungen sind verpflichtet, Präventionskonzepte zu entwickeln, um Minderjährige vor Gewalt zu schützen. Bei der Prävention sexualisierter Gewalt spielt der Wissenstransfer eine entscheidende Rolle. Wichtig sind interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Einbeziehung von Betroffenen. Deren Erfahrungswissen ist von enormer Bedeutung bei der Entwicklung von Präventionsmaßnahmen. Ein weiterer Analyseschwerpunkt des Beitrags ist die Bedeutung einer kontinuierlichen Sensibilisierung und Qualifizierung der Fachkräfte und Freiwilligen.
Die Erkenntnisse der Studie unterstreichen die Notwendigkeit einer ganzheitlichen und kooperativen Herangehensweise zur Prävention sexualisierter Gewalt. Gefördert wird das Projekt von Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Mehr Informationen zu den einzelnen Faktoren, die zu einem gelingenden Wissenstransfer beitragen, sind im englischsprachigen Artikel zusammengefasst.
Wie nutzen Jugendliche in Europa hormonelle Verhütung? Und welche Einstellung haben sie dazu? Die Studie des European Parliamentary Forum for Sexual and Reproductive Rights (EPF) beleuchtet den Zugang junger Menschen zu hormonellen Verhütungsmitteln und geht auf die Herausforderungen und mögliche Hürden bei der Nutzung ein.
Die Onlinebefragung fand im Jahr 2022 mit rund 2.600 Teilnehmenden aus 12 europäischen Ländern statt. Abgefragt wurden Informationen über das Land, zum soziodemografischen Hintergrund, zum Wissen über Verhütungsmittel und deren Nutzung sowie zur Einstellung gegenüber Verhütung und Verhütungsmethoden.
Der Beitrag analysiert in einer Sekundäranalyse der erhobenen Daten speziell die Nutzung hormoneller Verhütungsmittel und die damit zusammenhängenden Faktoren bei jungen Erwachsenen. Untersucht wird, inwieweit sich regionale Unterschiede, die Rolle der sozialen Medien und eine wachsende Skepsis gegenüber hormonellen Methoden auf Verhütungsverhalten auswirken. Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie politische Rahmenbedingungen und sozioökonomische Faktoren die Verhütungsentscheidungen beeinflussen.
Welche Erfahrungen macht die LGBTIQ+-Gemeinschaft in der Schweiz? Welchen Herausforderungen begegnet sie? Die Befragungsergebnisse des Schweizer LGBTIQ+-Panels aus dem Jahr 2023 zeigen auf, wie sich soziale und rechtliche Veränderungen auf das Leben von LGBTIQ+-Personen auswirken.
Um ein differenziertes Bild von der LGBTIQ+-Gruppe zu ermöglichen, enthielt der Fragenbogen maßgeschneiderte Versionen für verschiedene Personengruppen (schwule, lesbische, bisexuelle, pansexuelle oder asexuelle, transsexuelle, nicht-binäre oder intersexuelle Personen usw.). Themen der Befragung waren unter anderem der Umgang mit Coming-out in der schweizerischen Gesellschaft oder Diskriminierungsstrukturen und -erfahrungen, auch im Hinblick auf die sogenannten Konversionstherapien. Das Panel bietet zudem Einblicke in die Selbsteinschätzung des gesundheitlichen Zustands, die im Vergleich mit cis-heterosexuellen Personen dargestellt werden. Die Daten zeigen, dass LGBTIQ+- Personen in der Schweiz weiterhin Diskriminierung und strukturelle Ungleichheiten erfahren. Die wichtigsten Erkenntnisse und wie diese zur Förderung einer inklusiveren Gesellschaft beitragen können, sind in diesem Artikel zusammengefasst.
Wie ist der Zugang von LGBTIQ+-Personen in Österreich zu einer qualitativ hochwertigen Versorgung im Gesundheitswesen? Der LGBTIQ+-Gesundheitsbericht 2022 untersucht die Gesundheitsversorgung und -erfahrungen von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten (SGMs) in Österreich.
Die Forschung fußt auf verschiedenen Zugängen zur aktuellen Lage der LGBTIQ+-Personen in Österreich: Sie geht auf den Gesundheitsstatus, die Erfahrungen mit Stigmatisierung und Diskriminierung und auf den Zugang zu Gesundheitsdiensten ein. Die Analyse kombiniert zudem den Einfluss sozioökonomischer Faktoren auf die Gesundheit mit einer Literaturübersicht und integriert Ergebnisse einer Umfrage unter sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten.
Der Bericht zeigt auf, wie soziale, kulturelle und institutionelle Rahmenbedingungen die Gesundheit dieser Personengruppe beeinträchtigen. Diskriminierung und psychische Gesundheitsprobleme beeinträchtigen die Lebensqualität von LQBTIQ+-Personen in Österreich. Der Artikel betont die Notwendigkeit inklusiver Gesundheitspraktiken und fordert politische Veränderungen.