Jugendsexualität 9. Welle
Jugendliche sind erst später sexuell aktiv.
Einstieg ins Geschlechtsleben – später und kulturell unterschiedlich
Annahmen, wonach immer mehr junge Menschen immer früher sexuell aktiv werden, bestätigen sich nicht. Im Gegenteil: Im Alter zwischen 14 und 16 Jahren geben deutlich weniger Mädchen und Jungen an, sexuelle Erfahrungen gemacht zu haben als noch vor zehn Jahren.
Während sexuelle Aktivitäten unter den 14-Jährigen insgesamt mit durchschnittlich vier Prozent noch die Ausnahme sind, hat im Alter von 17 Jahren mehr als die Hälfte Geschlechtsverkehrerfahrung.
Junge Frauen ohne Migrationsgeschichte haben im Alter von 17 Jahren im Durchschnitt zu knapp 70 Prozent das „erste Mal“ erlebt. Bei den gleichaltrigen Frauen mit ausländischen Wurzeln sind es 37 Prozent. Unter den 17-jährigen Jungen sind es 64 beziehungsweise 59 Prozent.
Gründe für sexuelle Zurückhaltung: „Der/die Richtige fehlt“ und „zu jung“
Gefragt nach den Gründen, warum sie noch nicht sexuell aktiv sind, geben Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren vor allem das Fehlen des/der Richtigen (55 Prozent) und/oder ein zu junges Alter (41 Prozent) an. Im Vergleich zu 2014 halten sich vor allem deutlich mehr Mädchen für zu jung für das „erste Mal“ (12 Prozent mehr als noch 2014).
Kondom das Verhütungsmittel Nummer eins beim „ersten Mal“
Das Kondom ist bei Jugendlichen mit deutlichem Abstand das Verhütungsmittel Nummer eins beim „ersten Mal“. 77 Prozent der 14- bis 17-Jährigen geben dies an. Die Pille wird zwar nach wie vor schon beim ersten Geschlechtsverkehr verwendet, die Nutzung ist im Vergleich zu 2014 jedoch rückläufig (30 Prozent gegenüber 45 Prozent). Eine mögliche Ursache für den Rückgang der Pillennutzung ist, dass Mädchen bei der aktuellen Befragung die Gesundheitsverträglichkeit der Pille deutlich schlechter beurteilen als noch vor fünf Jahren.
Sichere Verhütung: Auch eine Frage der Bildung
86 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren verhüten sicher beim „ersten Mal“. 9 Prozent verhüten gar nicht, weitere 4 Prozent mit einer unsicheren Methode (Koitus interruptus). Die Daten der Jugendsexualitätsstudie belegen auch, dass fast jeder fünfte Jugendliche mit niedriger Bildung beim „ersten Mal“ gar nicht oder unsicher verhütet. Mit zunehmender sexueller Erfahrung verbessert sich das Verhütungsverhalten: Beim letzten Geschlechtsverkehr verhüten nur noch 5 Prozent der Jugendlichen gar nicht.
Instanzen der Aufklärung: Eltern, Schule, Internet – Herkunft spielt eine Rolle
Das Elternhaus spielt bei der Sexualaufklärung eine wichtige Rolle. Die Eltern sind für ihre Kinder nach wie vor wichtige Vertrauenspersonen und eine zentrale Beratungsinstanz auch in Fragen rund um die Sexualität und Verhütung. Je nach Herkunft sind Eltern allerdings in einem unterschiedlichen Ausmaß Bezugspersonen für Aufklärungsarbeit: Aktuell geben 70 Prozent der Mädchen ohne Migrationshintergrund an, dass die Mutter eine wichtige Ansprechperson für sexuelle Fragen ist, bei Mädchen mit Migrationshintergrund sind es 43 Prozent. Bei Jungen verhält es sich ähnlich: 45 Prozent der Jungen ohne Migrationsgeschichte geben den Vater bzw. 37 Prozent die Mutter als wichtige Ansprechperson der Sexualaufklärung an. Bei Jungen mit Migrationshintergrund trifft dies auf 27 bzw. 17 Prozent zu.
Für die sexuelle Bildung ist auch die Schule ein zentraler Ort: Bei beiden Geschlechtern und unabhängig von der kulturellen Herkunft sind Lehrerinnen und Lehrer für die Jugendlichen wichtige Ansprechpersonen der Sexualaufklärung. Für Jungen mit Migrationshintergrund sind sie – nach dem besten Freund oder der besten Freundin – sogar die wichtigsten Ansprechpersonen. Knapp 70 Prozent der Jugendlichen geben an, dass ihr Wissen vorrangig aus dem Schulunterricht stammt.
Knapp 56 Prozent der Mädchen und 62 Prozent der Jungen haben nach eigenen Angaben ihr Wissen über Körper, Verhütung und Sexualität größtenteils auch aus dem Internet.
Quelle: BZgA, Datensatz "Jugendsexualität", Befragung 2019
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